Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen

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Übersicht der Fusionen im
Kanton Bern

Übersicht alle Fusionswappen

Kriterien für die Wertung

 

 

Gemeindefusion im Kanton Bern: Kirchdorf

Ab dem Jahr 2018 sind die vier Gemeinden Gelterfingen, Kirchdorf, Mühledorf und Noflen unter dem bisherigen Namen Kirchdorf vereinigt:

 

 

 

Gelterfingen

Das 1941 angenommene Wappen lehnt sich an das der Freiherren
von Kramburg, deren Stammburg auf dem Gemeindeboden stand.

 

 

 

 

Kirchdorf (bisher)

Die Farben Weiss und Rot, sowie die eingebogene Spitze
verweisen auf den 2010 aufgehobenen Amtsbezirk Seftigen.
Die Stierköpfe und das Metzgerbeil sollen sich auf einen alten
Übernamen der Kirchdorfer beziehen (Stieregring = starrköpfige
Person). Wahrscheinlicher ist aber der Bezug zur einstigen
Schlachtstätte beim „Ochsen“.

 

 

 

Mühledorf

Das 1945 angenommene Wappen bezieht sich sowohl auf den
Dorfnamen als auch auf die frühere Zugehörigkeit zum Amtsbezirk
Seftigen.

 

 

 

Noflen

Die Ochsenhörner symbolisieren die Zugehörigkeit zur
Kirchgemeinde Kirchdorf. Die Rose bezieht sich ebenfalls
auf den inzwischen aufgehobenen Amtsbezirk Seftigen.
Der Hügel bezeichnet die Höhenlage des Dorfes.

 

 

 

Kirchdorf (neu)

 

Der Name der grössten beteiligten Gemeinde, Kirchdorf, wird sinnvollerweise beibehalten. Aber warum wurde das bisherige Wappen ersetzt? War der Bezug auf den angeblichen Spitznamen der Kirchdorfer für die Einwohner der anderen drei Gemeinden nicht zumutbar?

Den Stimmberechtigten standen drei Entwürfe zur Auswahl: 1. Baum auf einem Hügel (mit der unheraldischen Farbe Braun für den Baumstamm), 2. Kirche auf einem Hügel (beinahe identisch wie Kirchberg im benachbarten Verwaltungskreis Emmental), 3. Ein eher „abstraktes“ Wappen. Die Wahl fiel auf das Letztere, welche mit den Wellen auf die Flüsse Aare und Gürbe, den Gerzensee und die Dorfbäche Bezug nimmt.

In der Presse ist zu lesen: „Die Gemeinde will ein Wappen mit… mit was? Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Und deshalb wird die exakte Definition des Wappens in einer speziellen, codierten Sprache die letzte Herausforderung sein auf dem langen Weg der fusionierten Gemeinde zu einem neuen Wappen. Es wird eine Aufgabe für Manuel Kehrli sein, einem promovierten Kunsthistoriker, der die Gemeinde als Heraldikexperte begleitet hat“. Tatsächlich ist ein Wappen mit möglichst wenigen Worten so zu beschreiben, dass jeder Heraldiker das Wappen richtig zeichnen kann, ohne es je vorher gesehen zu haben. Diese Fachsprache (Blasonieren) entwickelte sich bereits am Ende des Mittelalters und ist grundsätzlich informatiktauglich. Eine Faustregel der Heraldik lautet: „Je umfangreicher und komplizierter die Beschreibung, desto schlechter das Wappen“.

Eigentlich bietet das recht umfangreiche Vokabular der Heraldik beinahe unbegrenzte Kombinationsmöglichkeiten. Hier findet sich aber eine Eigenkreation, die sich nicht in die bestehenden Regeln einordnen lässt.

In der Heraldik gibt es die Möglichkeit des Farbwechsels, der mittels Überschneidungen von Figuren und Schildteilungen möglich wird. Das geht aber nur mittels zwei Farben. Beispiele finden sich im nachfolgenden Exkurs. Ein weiteres Problem sind die beiden dünneren Linien in den Wellen. Wozu sollen verschieden starke Konturen dienen? Zudem ist eine Kontur in der Heraldik immer die Abgrenzung zwischen zwei verschiedenen Farben.

Die Beschreibung gemäss dem Internetauftritt der Gemeinde lautet: Im Schragenschnitt geteilt von Rot und Silber, belegt mit einem rechtsschrägen Doppelwellenbalken von Silber und Blau in gewechselten Farben. „Im Schragenschnitt geteilt“ ist gleichwertig wie „schräg geviert“, aber in der Fachliteratur unüblich. Die Heraldik kennt den Begriff „Doppelwellenbalken“ nicht. Bei einem Farbwechsel sind die Schildteilungslinien immer sichtbar. Untenstehend ist ein Versuch, die offizielle Beschreibung gemäss den heraldischen Regeln umzusetzen. Damit ist bewiesen, dass die offizielle Beschreibung ungenügend ist.

Die Freiburger Gemeinde Haut-Intyamon führt in ihrem Wappen einen schwarz-weissen Wellenbalken (Link hier). Dieser ist der Länge nach in die beiden Farben geteilt, was aber nicht als Doppelwellenbalken bezeichnet werden darf.

 

 Unsere Blasonierung:
Schräg geviert von Rot und Weiss, die schrägrechte Teilungslinie überdeckt von vier zusammengeschobenen gewellten Schrägbalken in den Farben Weiss-Weiss-Blau-Blau; die schräglinke Teilungslinie überschneidet die Schrägbalken und wechselt deren Farben.

 

Wertung: Schlecht 

 

Zur nächsten Gemeindefusion: Kradolf-Schönenberg TG (alphabetisch innerhalb der Schweiz)

Zur nächsten Gemeindefusion: Linden BE (alphabetisch innerhalb des Kantons Bern)

Zur nächsten Gemeindefusion: Lavizzara TI (innerhalb der Bewertungsstufe "schlecht")

 

Exkurs: Gewechselte Farben


Jede Schildteilung kann mit einer gemeinen Figur in gewechselten Farben belegt werden. Mehrere Figuren sind eher selten.

                   

Von links nach rechts: Wappen der Berner Gemeinden Oberbalm, Mirchel, Wilderswil, Brienz und Bellmund