Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen

Wir über uns

Publikationen

Kontakt

Übersich der Fusionen im
Kanton Glarus

Übersicht alle Fusionswappen

Kriterien für die Wertung

 

 

Gemeindefusion im Kanton Glarus: Glarus

Am 12. Dezember 2008 stimmten die Stimmberechtigten über das Wappen der um die Gemeinden Ennenda, Netstal und Riedern erweiterte Gemeinde Glarus ab. Die neue Gemeinde nahm  ab dem 1. Januar 2011 ihre offizielle Tätigkeit auf.

 

 

Ennenda

Der weisse Wellenbalken steht für die Linth, welche die Gemeinden
Glarus und Ennenda trennt. Gelb/Schwarz stehen für Glarus und Rot
für Ennenda. Der Merkurstab unterstreicht die Bedeutung des Handels,
der seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar ist.

 

 

Glarus (bisher)

Der Kantonshauptort führt das Wappen der Herren von Glarus,
welche um die Mitte des 13. Jahrhundert ihren Wohnsitz von Glarus
nach Zürich verlegten. Das Wappen von Johannes I. von Glarus
findet sich erstmals auf einem Siegel von 1299.

 

 

Netstal

Dieses Wappen geht auf die ausgestorbene Familie der Netstaller
zurück. Ursprünglich war nur ein Stern im Wappen. Die heutigen drei
Sterne stehen für die drei an Netstal angegliederten Weiler.

 

Riedern

Die Gemeinde Riedern besteht aus einem Teil des alten Weilers
Durschen (Turserron), dessen Name Baumstrunk bedeutet.
Deshalb wurde ein „Stubben“ als Schildbild gewählt. Die Sterne
stehen für die beiden Tagwen Riedern und Durschen.

 

 

Glarus (neu)

 

 

Glarus ist in der Schweiz der erste Kantonshauptort, der sein Wappen wechselt. Aus der ganzen Schweiz sind zahlreiche Beispiele vorhanden, bei denen die Stadt bzw. die grössere oder bekanntere Ortschaft ihr Wappen bei Eingemeindungen unverändert beibehielt.

Die Landsgemeinde stimmte am 7. Mai 2006 im Rahmen der Gemeindestrukturreform über die Zusammenlegung zu grösseren Gemeinden ab. Gemäss Antrag der Regierung sollten die 25 Gemeinden zu 10 zusammengefasst werden. Aus dem Ring kam ein Gegenantrag, die 25 Gemeinden zu drei Gemeinden zusammenzufassen. Der Gegenantrag erhielt überraschenderweise die Zustimmung. Die Regierung bestellte für die Umsetzung dieses Auftrags der Landsgemeinde verschiedene Kommissionen. Eine befasste sich mit der Vorbereitung zur Beschlussfassung über Namen und Wappen der neuen Gemeinden. Dem Landesarchivar lag sehr am Herzen, dass die neuen Wappen heraldisch korrekt entworfen werden, und beauftragte den Autor, die eingebrachten Entwürfe zu verbessern. Es scheint, dass die Projektgruppe Glarus-Mitte sich recht wenig um diese heraldischen Belange kümmerte. Die Wappenvorschläge im Antrag enthielten verschiedene Unzulänglichkeiten.

 Die Wappenkommission beschreibt in ihrem Antrag das Wappen, das die grösste Zustimmung bekam, wie folgt: „Durch Schrägfluss in Silber geteilt; im Schwarz / Gold gespaltenen Schildhaupt sechsstrahliger gespaltener Stern in Gold / Schwarz; im Schildfuss von Rot drei goldene, den Wellen folgende sechsstrahlige Sterne.“ Da wurden heraldische Fachausdrücken verwendet, ohne diese überhaupt zu verstehen. In diesem Wappenentwurf gibt es weder Schildhaupt noch Schildfuss! Eines der wenigen Gemeindewappen mit Schildhaupt und Schildfuss ist dasjenige von Grindelwald im Berner Oberland:

 

 

Weiter deutet die Wappenkommission ihren Entwurf wie folgt: „Die Farben nehmen diejenigen der vier bestehenden Wappen auf. Der Schrägfluss weist auf die Linth hin, die vier Sterne stehen für die bisherigen Gemeinden, deren Vereinigung derjenige im Schildhaupt mit seinem verbindenden Wechsel von Schwarz und Gold ausdrückt. Der "silberne Schrägfluss mit vier Sternen" nimmt Bestehendes am Besten auf ohne sich anzubiedern und bleibt kräftig. Von den bestehenden Wappen sind zwei gespalten, zwei enthalten Sterne, zwei sind von Schwarz/Gold dominiert. Der "silberne Schrägfluss mit vier Sternen" ermöglicht deshalb am ehesten Identifikation. Die kleine Farbregelverletzung (Gold berührt Silber) erscheint vertretbar.“

Aussenstehende, denen der Kommentar der Kommission nicht bekannt ist, und ihn auch nicht kennen müssen, sehen im neuen Wappen nichts anderes als eine Kombination von Motiven aus den Wappen von Ennenda (Fluss), Netstal (drei gelbe Sterne) und Riedern (Schwarz/Gelb-Spaltung mit Stern). Glarus scheint für Aussenstehende nicht mehr vorhanden zu sein!

Das Wappen ist schlecht gestaltet, wirkt zusammengestückelt und unharmonisch. Der Farbregelverstoss wurde als "vertretbar" erklärt. Die Kombination von Schrägteilung und einfacher Spaltung (halb gespalten und schräg geteilt) ist in den heraldischen Standardwerken nicht beschrieben, offensichtlich wegen der ungünstigen optischen Wirkung. Die Schrägteilung mit mehrfacher Spaltung in einem der beiden Felder wirkt optisch etwas besser, kommt aber schweizweit nur in den Wappen der Gemeinde Ennenda und des Stadtquartiers Stettbach (Dübendorf) vor. Ein- oder mehrfache Spaltung in einem Feld eines (waagrecht) geteilten Wappens sowie ein- oder mehrfache (waagrechte) Teilung in einem Feld eines gespaltenen (senkrecht geteilten) Wappens sind möglich und in mehreren Gemeindewappen vorhanden. Hingegen sind bei der Kombination von Schrägbalken (und Schrägflüssen) mit ein- oder mehrfacher Spaltung die senkrechten Linien durch den ganzen Schild durchgehend, ausgenommen bei den bereits erwähnten Wappen von Ennenda und Stettbach.

Das neue Wappen sollte die Vereinigung der vier bisherigen Gemeinden symbolisieren. In Wirklichkeit wird aber eine der vier Gemeinden unübersehbar ausgegrenzt. Wenn ein Motiv, wie hier der Stern, mehrfach in ein Wappen gesetzt wird, ist er immer gleich darzustellen. Der schwarz/gelb-verschnittene Stern wirkt symbolisch zwiespältig. Auch befindet er sich in einem andersfarbigen Feld. Das Wappen zeigt deutlich, dass die drei Sterne im Feld unter dem Fluss nichts mit dem darüber gemein haben wollen. Der Verbesserungsvorschlag des Autors, der aber bei der Wappenkommission keine Gnade fand, hätte die heraldischen Mängel behoben, nicht aber die symbolischen.

 

© Copyright by Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen

 

Weil Schwarz die "schwerere" Farbe ist und im Wappen das über dem Schrägfluss liegende Feld etwas mehr Platz für drei Sterne aufweist, wurden die Farben und die Anzahl der Sterne in den Feldern getauscht. Die zwiespältige Wirkung und der Farbregelverstoss sind behoben, nicht aber die Symbolik der Ausgrenzung des einen Sterns.

 

© Copyright by Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen
 

 

In der zweiten Variante ist auch die Symbolik der Ausgrenzung beseitigt, denn alle vier Sterne befinden sich in Feldern der gleichen Farbe. Wenn man den Schrägfluss von oben herab fliessend betrachtet, markieren die Sterne die geographische Lage der Ortszentren der früheren Gemeinden links und rechts der Linth. Wappen und Flagge wirken durch die Reduktion auf drei Farben wesentlich stärker und klarer. Die rote Hauptfarbe zeigt auch die Beziehung zum Kantonswappen, was die Funktion des Kantonshauptortes unterstreichen würde. Bedauernswert ist, dass kein Wappenmotiv mit einem Bezug zur Geschichte oder Kultur gefunden wurde. Der Stern ist in der Schweiz das häufigste Motiv in Gemeinde- und Kantonswappen gemessen an der Anzahl der Wappen, die einen oder mehrere Sterne aufweisen. Somit blieb man leider auf dem Niveau der Sternchenzähler stehen. Dabei wäre ein neues Wappen gar nicht notwendig gewesen, denn üblicherweise behält die grösste Gemeinde ihr Wappen.

Nun, Glarus hat über sein neues Wappen aufgrund der Vorgaben durch die Namen- und Wappenkommission rechtmässig und demokratisch abgestimmt. Die Glarner werden mit dieser Wahl wohl zufrieden sein. Der Rest der Schweiz und auch interessierte Kreise im Ausland werden sich ihre Gedanken über diesen Schildbürgerstreich machen!

 

Blasonierung:

Durch weissen Wellschrägbalken geteilt, oben schwarz-gelb gespalten mit sechsstrahligem Stern in gewechselten Farben, unten in Rot drei schräg gestellte sechsstrahlige gelbe Sterne.

 

Wertung des offiziellen  Wappens: Schlecht 

 

Zur nächsten Gemeindefusion: Glarus Nord (alphabetisch innerhalb der Schweiz)

Zur nächsten Gemeindefusion:  Glarus Nord (alphabetisch innerhalb des Kantons Glarus)

Zur nächsten Gemeindefusion: La Grande Béroche NE (innerhalb der Bewertungsstufe "schlecht")